A MESSAGE FROM GABRIELE TO THE PRESIDENT!

Dear Mr President,

wenn ein kleines Virus über Meere hinweg so einschlagen kann, wie es Virus C gerade tut, warum nicht auch eine kleine Beraterin, wie ich. So hab ich beschlossen, dir mit meinem teuren Rat zur Seite zu stehen. Ich rate dir das Land der Äcker, das Land am Strome, das Land der Waldstädte, das begnadet ist für das Schöne ist, zu besuchen. Vielleicht…

First things first. Ich weiß, dein Image ist dir wichtig, die Frisur muss sitzen, no expenses spared für die blonde Haarpracht. Was die Welt fasziniert, worüber sich gleichzeitig dein Friseur ins Fäustchen lacht: Wie man für DIESE Frisur $70 000  pro Jahr ausgegeben kann!? Das sind etwas mehr als $5800 im Monat, rund $1346 in der Woche, knapp $192 am Tag. Im Land der explodierenden Bäume, im Land der feuerfesten Wälder, da erregte es schon Aufsehen, als der große Mann mit stets perfekt geschleckter Frisur €300 für einen Friseurtermin ausgab. Der Friseur seiner Wahl bestritt, so viel für eine Frisur zu verrechnen. Er bestätigte aber, dass oben genannter Herr alle 3-5 Wochen vorbei komme, um sich die Haare nicht allzu kurz schneiden zu lassen. Hochgerechnet sind das jährliche Ausgaben von €3900 oder gut $4500. Um Geld zu sparen könntest du den Basti um die Nummer seines Friseurs bitten und nach Österreich fliegen, wenn man die Spitzen schneiden und die Wogen glätten muss. Flug plus Frisur läge immer noch unter $70.000. Sogar wenn du wöchentlich kommst. Nancy Pelosi hast du auf Twitter geraten, „wear your mask in the “beauty” parlor, Nancy!”, weil sie gesagt hat, dass dein Verhalten das Virus mehr oder weniger in deinen Körper eingeladen hat. Geht Nancy auch in deinen „beauty“ parlor. Steht „beauty“ unter Anführungszeichen, weil das Resultat bei dir eben nicht ganz so beautiful ist? Ganz unter dem Motto „Make Trump beautiful again (?)“ empfehle ich daher einen Besuch beim Kurz-Friseur.

Und wenn du dann schon in Österreich bist, dann könntest du gleich seinem Freund, dem Herrn Blümel, einen Besuch abstatten. Du scheinst nämlich ein Problem mit deinem Computer zu haben. Deine Tastatur scheint zu hängen. Es kommen nur noch Großbuchstaben heraus und das liest sich dann so laut. Passt gar nicht zu deinem Kussmund, den du beim Sprechen immer formst. Aber der Blümel, der kennt sich aus mit den Computern. Weil er vielleicht auch einmal einen hatte oder zumindest mit einem fotografiert wurde. Könnte aber auch nur für Werbezwecke gewesen sein. Man(n) weiß das nicht so genau. Wenn der Blümel mit dem Computer nichts anfangen kann, so ist er zumindest für Zahlen zuständig bei uns hier im Land. Da sollte er dir vielleicht ausrechnen können, wie das mit dem Sparen beim Friseur ist, ob es europäische Förderungen dafür gibt usw. Wieder muss ich das Wörtchen „vielleicht“ verwenden, wenn es um den Herrn B geht. Nichts Genaues weiß man nicht. Alles eher blümerant.

Du schreibst vom Krankenbett aus, mit eben jenem Computer dessen Tastatur eine kaputte „shift-Taste“ hat: „BETTER AND CHEAPER HEALTHCARE! VOTE!“ Dann, wieder zu Hause angekommen sagst du: „I want everybody to be given the same treatment as your president!…We’re going to get you the drug!“ Du hast dich ganz selbstlos und aus Eigeninitiative heraus als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Du sagst, sie hätten funktioniert, die „drugs“. Nun sollen ALLE americans Zugang haben, und das gratis. Die Welt hat deine Tweets gelesen, die Welt hat deine Reaktionen gesehen und nun frage ich mich: Wollen das die Amerikaner? Die gleichen „drugs“ wie du? Werden sie dann alle nur noch in Großbuchstaben schreiben? Werden dann alle so wie du?

Last but not least…. Den Tourismus will man eh grad ankurbeln in unseren Forest Cities, und auch wenn die Männer mit den tollen Frisuren an der Spitze unseres Landes grad nicht so scharf auf Zuwanderer sind, so werden sie dich mit offenen Armen willkommen heißen, wenn du die Wirtschaft mit deinem Haarschnitt und den Tourismus mit deinem Verweilen ankurbelst. Als Gastgeschenk könnten wir dir einen der explodierenden Bäume mitgeben, um Amerika even greater zu machen.  Auf der anderen Seite könnten wir dir die Bäume einfach schicken – unser Innenminister liefert Hilfspakete gerne persönlich aus. Und so wäre uns allen geholfen – keine explodierenden Politiker, die ins Land einreisen, und hilfsbereite Innenminister, die wir eine Weile los sind und die somit im eigenen Land keinen Schaden anrichten können. Und wenn er dann wieder ins Land reisen will, der Innenminister, dann fragen wir ihn, warum denn genau dies sein Zielland sei.

Der Gernot und die Pippi

Lieber Gernot! Gerni!

Der Basti meinte, du könntest etwas Hilfe brauchen, jetzt wo doch diese Wien-Wahl vor der Tür steht. Na, wenn der Basti so lieb fragt, dann kann ich fast nicht anders. Familie ist schließlich Familie – und die gehört zu jenen christlich-sozialen Werten, für die die Türkisen stehen, oder? Also, lass dir helfen, Gernot! Stehst zwischen zwei Stühlen? Jenem im Finanzministerium und jenem im Rathaus?

Auch wenn es mir schwerfällt, eine tolle junge Frau wie Pippi Langstrumpf im selben Satz wie dich und deine Partei zu erwähnen, so frage ich mich doch, ob nicht einige ihrer Philosophien in eurer Partei und in deinem Berufsalltag wieder zu finden sind. Die Partei scheint sich Österreich widdewiddewitt es ihr gefällt zu machen und du, du scheinst bei der guten Pippi das Rechnen gelernt zu haben. Auch bei dir macht zwei mal drei vier und drei dazu dann Neune. Du reitest zwar nicht auf einem weißen Pferd mit schwarzen Punkten durch die Stadt, vielmehr hast du einen weißen Traktor mit türkisen Ballons. Kleiner Tipp: In Wien wäre ein weißes Pferd eventuell angebrachter als ein Traktor, auch wenn der mehr PS hat. Die Pippi isst auch oft kuriose Dinge, das wäre dann eine weitere Gemeinsamkeit …. Wen du als Äffchen, das um dich herumtanzt, bezeichnen möchtest, das überlass ich dir.

Finanzministerium oder Rathaus. Beides nicht schlecht. In beiden gibt es regelmäßige Fotoshootings und Pressetermine. Aber, mein Lieber, ich tendiere zum Rathaus! Stell dir vor, du fährst nach gewonnener Wahl mit deinem Nobel-Traktor vom Finanzministerium zum Rathaus. Die Auszählung der Stimmen lässt zur Sicherheit lieber die anderen erledigen – das Pippische Zahlensystem wäre hier eher hinderlich. Während die anderen am Auszählen sind kannst deine Frisur noch einmal mit etwas Gel aufzufrischen. Auch gut. Im Rathaus ziehst als „nicht amtsführender Stadtrat“ ein, dann kannst ehrlich gesagt nichts kapput machen und hast genug Zeit, Kebabstände zu prüfen. Und hin und wieder so ein kurioses Ding essen, eben wie die Pippi mit ihrer ungewöhnlichen Diät. Oder du kannst gemeinsam mit Basti bis 20.30 Uhr bei seinem Freund Ho abhängen. Da soll‘s auch recht nett sein, vor allem, wenn der erste Schnee fällt. Länger als 20.30 Uhr geht leider nicht, denn dann geht der Ho ins Bett. Und wenn der Ho ins Bett geht, dann ist aus mit der Party. Außerdem seit ihr dann Corona-konform und der Basti bekommt nicht schon wieder schlechte Schlagzeilen wie damals in diesem äußersten Eck von Vorarlberg.

Deinen Laptop, falls du einen hast (kann mich grad nicht mehr erinnern), den kannst im Finanzministerium lassen. Vielleicht kann man ihn dort brauchen, sonst spenden sie ihn an irgendeine Schule oder noch besser, shreddern ihn. Im Rathaus brauchst sicher (auch) keinen.

Ein Bedenken habe ich allerdings: Obwohl der HC behauptet, in Wien zu wohnen (die Mama ist sich nicht so sicher, aber das ist eine andere Geschichte) wurde Wien auch heuer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Jetzt hast du gesagt, dass du und der Basti, dass ihr zwei euch um EURE Stadt kümmern wollts. Ob ihr zwei das Ranking nicht verschlechtern werdet, die Lebensqualität senken? Wenn die den Titel der lebenswertesten Stadt verlieren, die stolzen Wiener, dann wärst sicher du Schuld dran. Weißt ja, wie sie sand, die Wiener.

Und trotzdem, Gerni, leg‘ ich dir das Rathaus ans Herz, inklusive Mittagstisch in der Kebab-Bude. Da machst dann gleich einen Deutschtest mit den Inhabern, um zu sehen, ob sie eine Gemeindewohnung verdient haben. Es bleibt spannend und eventuell auch blümerant!

Was ich von Basti lernen durfte (und ein Wunsch)

Lieber Basti,

ich wollte dich ein wenig besser kennenlernen, etwas mehr über dich erfahren und habe mir erlaubt, zwei deiner Biografien zu lesen. Davon gibt es ja in deinem zarten Alter schon einige! Die letzten Tage musste ich dann feststellen, dass ich mit diesem Vorhaben immer mehr undercover unterwegs sein musste. Das hat mich an meine Schulzeit erinnert. Da saß öfters ein Mann mit der Tageszeitung in der Hand im Bus. Als ich einmal in der Reihe hinter ihm saß sah ich, dass seine Tageszeitung ganz anders aussah, als die bei uns zuhause. Er hatte eine bunte Beilage mit leicht bekleideten Frauen in der Mitte…. Seine wahre Lektüre versteckte er gekonnt hinter den Seiten, die ich von daheim kannte. Nun bin ich die, die deine Biografie hinter einem anderen Deckblatt verstecken muss, weil ich sonst schräg angeschaut oder gar angeredet werde. Auf Twitter hinterfragen einige, warum ich dich „lieber“ Basti nenne, wenn du doch gar nicht so lieb bist. Meine Buchhändlerin schaute mich schockiert an, als ich fragte, ob sie eine Kurz-Biografie im Sortiment hat. Sie fragte sogar, ob ich mein Geld wirklich für so etwas ausgeben möchte. Guter Service, nicht wahr! Und meinen Browser habe ich auf „privaten Suchverlauf“ umgestellt, damit man auf meinem Laptop nicht herumschnüffeln kann und immer wieder „Sebastian Kurz“ als Suchwort findet, sonst muss ich ihn zuletzt noch shreddern lassen, den Computer!

Was diese Leute aber nicht wissen ist, dass ich in unserer gemeinsamen Zeit viel von dir lernen durfte. Ich habe gelernt, wie man unangenehme Fragen in einer Pressekonferenz mit selbstbewusstem Blick einfach an ein anderes Regierungsmitglied weitergibt. Kurzes Schweigen, nach links oder recht drehen, Regierungsmitglied erwartungsvoll anschauen. Wenn sie dann etwas Gutes sagen, kann man das noch mit einem kurzen Statement ergänzen – damit man das letzte Wort hat. Wenn Herr Blümel redet, dann schweigt man lieber und schaut ungläubig drein in der Hoffnung, dass er bald nach Wien abzischt. Nicht dass ich das den Wienern wünsche – ich habe schließlich auch Freunde, die dort wohnen. Manche sogar mit Großeltern aus anderen Ländern. Ah, genau, du ja auch….

Außerdem habe ich gelernt, dass es eigentlich immer und überall und bei jedem Thema egal ist, was man sagt. Vor allem in einer Krise, da können sich die Leute eh nicht mehr so genau daran erinnern, was man gesagt hat – das Tagesaktuelle interessiert sie, alles andere gerät in Vergessenheit. Außer bei ein paar Intellektuellen, aber solche gibt es. Hauptsache vor der Kamera stehen, ein Statement machen und gut gegangen. Ein paar Wochen später kann dann aus „es gibt keinen Grund in Panik zu verfallen“ ein „wir werden auch in Österreich bald die Situation haben, dass jeder jemanden kennt…“. Dann wieder eine Kehrtwende manchen und vom Licht am Ende des Tunnels reden. Alles gut. Solche Beispiele gibt es zuhauf. Vielleicht geht diese fcRedensart einmal als Kurz-Rhetorik in die Geschichte ein. Verdient hättest du es.

Für all das Gelernte möchte ich dir an dieser Stelle danken. Das hab ich übrigens auch in euren Pressekonferenzen gelernt: jeder muss immer jedem danken. Für alles. Fürs Kommen. Fürs Dasein. Fürs Mitmachen. Für die Eigenverantwortung. Für alles. Und allen. Erhört die Präsenz im Fernsehen, weil dann die Pressekonferenzen länger gehen.

Bei all dem Gelernten hab ich doch auch einen Wunsch, lieber Basti: Bei dieser Situation mit den Flüchtlingen in Moria – oder sollen wir sie Migranten nennen, oder gar MENSCHEN? – könntest du vielleicht auch die Kurz-Rhetorik anwenden. Du hast gesagt, dass wir keine Flüchtlinge – oh, wir wollten sie ja MENSCHEN nennen – aufnehmen werden. Vielleicht könntest du hier nun auch das Gegenteil sagen? Auch deine Meinung ändern? Sie würden dich feiern, die Wähler*innen – außer die FPÖ nahen und der Blumige – und ich könnte deine Biografien wieder in aller Öffentlichkeit lesen und dich guten Gewissens „lieber“ Basti nennen.

Selbstreflexion, lieber Basti!

Lieber Basti,

als gute Beraterin muss man immer wieder reflektieren, über das, was man gesagt und getan hat und auch über das, was jene sagen und tun, die man berät. Als deine Beraterin hab ich da recht viel zu tun. Du redest sehr gerne, auch wenn du nicht immer viel sagst. In der Flüchtlingssache hälst du dich jedoch kurz und bündig. Manche würden sagen, dass du in dieser Sache stur bist. Woher kommt das? Woher kommst DU?

Diese Flüchtlingsgeschichte, die droht grad vom Corona-Virus abzulenken. Jetzt musst dich wieder äußern. Da sitzen sie immer noch in Griechenland und zünden auch noch das Lager an. Dann zeigen sich die Deutschen christlich und sozial – woher das nur kommt, dieser menschliche Ansatz? – und dann musst natürlich reagieren. Klar musst das. Lass uns mal darüber nachdenken und vielleicht auch ein wenig die Geschichte, deine Geschichte aufrollen.

Also, du hast reagiert, ich habe reflektiert. Du möchtest den Menschen vor Ort helfen und keine weiteren Flüchtlinge ins Land lassen. Oder sollen wir sie lieber Migranten nennen? Ist nicht ganz so emotional. Was wäre das sonst für eine Botschaft an diese Migranten? Dann würden sie ja alle kommen. Ist nicht deine Oma auch einmal umgezogen – ich mein nicht innerhalb von Niederösterreich, da war sie recht sesshaft auf ihrem Hof. Nein, aus dem Ausland ist sie gekommen, mit 16. Sie lief den ganzen Weg durch Ungarn und die Slowakei bis nach Österreich – das muss eine grausame Wanderung gewesen sein. Wie es ihr wohl ergangen ist, als sie endlich angekommen war? Deine Mutter spricht noch immer von grausamen Bildern, von Toten in Straßengräben, zeigt Mitgefühl für ihre Mutter, obwohl sie es selbst nicht miterlebt hat, nur aus Erzählungen kennt. Sie meint, es wäre in den Genen verankert. Hat deine Mutter die (Gen)Route zugemacht, dich davor bewahrt, dass du diese Bilder auch in dir trägst? Stell dir vor, die Oma wäre damals an der Grenze auf einen Basti getroffen, oder seine Jünger, und hätte nicht nach Österreich einreisen dürfen. Dann wärst jetzt nicht Chef und wir zwei würden uns jetzt gar nicht kennen!

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen der Generation deiner Großmutter und der, der jetzigen Flüchtlinge. Ihre Generation hat ein Leben lang etwas fürs Land geleistet, war fleißig, hat ins System eingezahlt. Aber wahrscheinlich hatte sie als mit 16 Jahren in Österreich Ankommende auch noch nicht gemacht, sondern eher danach? Wie sieht es mit der 16-Jährigen aus, die jetzt in Moria feststeckt? Könnte die nicht auch die Chance bekommen, zum System beizutragen, wie damals deine Großmutter? Muss sie dort bleiben, wo sie ist, und auf ein Zelt warten, das Herr Nehammer höchst persönlich eingeflogen hat? War wohl heiß bei seiner Ankunft. Entweder vom Nachglühen des Feuers oder einfach wegen dem Mediterranen Klima. Denn die Hemdsärmel hat er sicher nicht hochkrempeln müssen, weil er angepackt hat.

Als du dich erstmals bei der Partei engagiert hast, meinte deine Mama: „Wenn er keinen anderen Blödsinn macht, dann soll er halt das tun.“ So wird sie von Herrn Ronzheimer im Buch „Sebastian Kurz: Die Biografie“ zitiert. Ob sie das immer noch denkt, die Mama, bei dem Blödsinn, den du grad machst? Sie verfolgt das christlich soziale Gedankengut wohl etwas aktiver als du, hat sie doch selbst Flüchtlinge aufgenommen, damals, als du erst 6 Jahre alt warst. Hast gespielt mit den Mädchen, dein Vater hat aufgepasst, dass ihr drei beim Baden nicht ertrinkt. Menschen wie deinen Vater könnten manche Kinder in Griechenland auch an ihrer Seite brauchen. Menschen, die aufpassen, dass sie nicht ertrinken. Im Meer. Oder im Camp.

Du sagst, du magst schon ein buntes Österreich, magst Menschen, die einen Beitrag leisten. „Aber das darf man nicht mit Massenmigration aus Afghanistan, Syrien und Irak verwechseln. Aus diesen Ländern kommen Menschen, die oft schlecht oder gar nicht ausgebildet sind, manche nicht einmal alphabetisiert. Das ist nicht zum wirtschaftlichen Vorteil des Landes“, sagst im Interview mit dem Handelsblatt im September 2020. Klingst schon fast, wie Herr Trump mit seinem „America first“, in deinem Fall ist es „economy first“. Wie wärs mit „humanity first and foremost“? Nennen sie dich den Messias, weil du über Leben und Tod bestimmst? Diese Frage, lieber Basti, geb ich dir als gute Beraterin mit auf den Weg. Zur Selbstreflexion.

Zitate aus:
Sebastian Kurz: Die Biografie, Paul Ronzheimer
Interview mit Sebastian Kurz im Handelsblatt von 5.9.2020

Pizza mit Oliven

Lieber Basti,

es ist Sonntag Nachmittag, die Vogerl zwitschern in den Bäumen, der Garten ruft. Ein Buch könnte man lesen, dachte ich mir. Und was gibt es da Besseres, als unter dem Blätterdach des Apfelbaumes ein paar Zeilen über meinen Basti zu genießen. Aber ich habe nicht gelesen, sondern verschlungen, das Buch. Kaum zu glauben – nicht meine Lesegeschwindigkeit, sondern was ich zu lesen bekam.

 „Inside Türkis“, so hieß die Lektüre meiner Wahl. Schon auf den ersten paar Seiten musste ich schlucken. Da heißt es doch, dass du dich bis heute einmal im Monat mit deinem sogenannten Machtzirkel in deinem privaten Wohnzimmer triffst, nicht selten bei gelieferter Pizza und Bier, und Strategie mit ihnen besprichst. Ein wenig vernachlässigt fühlte ich mich da schon. Dann hab ich aber mal genauer nachgedacht und überlegt, dass ich erwachsen bin und eine Frau noch dazu. Dein Machtzirkel besteht ja eher aus Männern. Da gehör‘ ich dann vielleicht doch nicht dazu!?

Ich hab versucht, mir ein Bild zu malen und da sind mir ein paar Fragen durch den Kopf geschossen. Da sitzt ihr also, hab ich mir vorgestellt, und strategiert. Aber:

Welches Bier mögt ihr?
Welche Pizza bestellt ihr?
Mögt ihr Oliven auf der Pizza?
Griechische?

Je mehr Fragen ich hatte, desto mehr begannen die Gedanken zu wandern. Von den griechischen Oliven nach Griechenland und da schossen nicht nur Fragen sondern auch Bilder durch den Kopf. Bilder von Kindern, die in einem ihnen fremden Land festsitzen. Manche von ihnen hinter Stacheldraht. Die meisten von ihnen ohne Dach über dem Kopf, Teilweise seit Monaten, teilweise seit Jahren. Teilweise mit nur einem Elternteil, teilweise mit keinem. Alleine. Dann ist mir das Bild einer Bekannten gekommen, bei der es vor Weihnachten, von 23. auf den 24.12 gebrannt hat. Bei ihr und ihren zwei Kindern. Weil sie vergessen hatten, eine Kerze zu löschen – quasi Brandstiftung. Ich erinnerte mich, wie Freunde, Bekannte und Nachbarn zu Hilfe gekommen sind: zum Ausräumen, zum Putzen, um Kleider und Essen zu bringen.  Am gleichen Abend noch hatten sie eine Ersatzunterkunft, durften in einem Bett schlafen, auch wenn es nicht ihr eigenes war, durften bei Freunden Weihnachten feiern. Haben die Kinder in Griechenland noch etwas, das einem Bett gleicht? Ihre direkten Nachbarn können ihnen nicht helfen. Ihre europäischen Freunde könnten es hingegen schon. Wenn sie kurz darüber nachdenken würden. Wenn sie kurz den Menschen in sich regieren lassen würden, nicht den Darsteller.

Da machte neben mir jemand ein Bier auf und das Geräusch holte mich schlagartig wieder aus der Tag(alp)träumerei. In Gedanken war ich nun wieder in deinem Wohnzimmer. Bei deinem Machtzirkel und den Herren auf dem kurzen Sofa, ihrer gemeinsam beachtlichen Kinderschar, euren engen Freundschaften zu deinem anderen Machtzirkel. Dem Machtzirkel der katholischen Kirche. Und mit der Rückkehr zum Sofa merkte ich die Erleichterung, nicht zu diesem Zirkel zu gehören. Mit der Rückkehr zum Sofa blieb schließlich nur eine Frage übrig: Was werden sie ihren Kindern sagen, wenn sie fragen: Ward ihr damals nicht dabei, als Onkel Basti keine Flüchtlinge aufnehmen wollte? Habt ihr ihn nicht beraten und unterstützt? Habt ihr nicht gemeinsam Pizza mit griechischen Oliven gegessen? Was werden sie ihnen sagen? Was wirst du ihnen sagen?

Die Neue (Österreichische) Welle ist türkis!?

Lieber Basti, hab ich gesagt. Erst kürzlich bin ich auf der Schweizer Autobahn gefahren als ich eine Eingebung hatte. Theoretisch darf man auf der Schweizer Autobahn 120km/h fahren, gäbe es nicht die Baustellen. Gäbe es nicht Urs. Oder heißt er Jürg? Die Arbeiter, die sich um den Zustand der Schweizer Straßen kümmern, brauchen sich auf jeden Fall keine Sorge um ihren Arbeitsplatz machen, denn Baustellen gibt es dort IMMER. Neben den ständigen Baustellen haben die Schweizer, wie wir Österreicher nun auch, ihr eigenes Ampelsystem und das sogar auf der Autobahn. Ein grüner Pfeil nach unten bedeutet, dass die Fahrbahn offen ist, ein rotes Kreuz bedeutet: Fahrbahn ist geschlossen. Das ist nicht so ungewöhnlich. Was ungewöhnlich ist, ist die Schaltung dieser Ampeln.

So fuhr ich also, im Wechsel 120km/h, 80km/h, 100km/h, 80km/h, 120km/h, 80km/h, 100km/h, 80km/h und fragte mich, ob in irgendeiner Abteilung des Straßenbauamtes ein Urs oder ein Jürg sitzt und sich einen Scherz erlaubt. Ein Urs oder ein Jürg, der die digitalen Anzeigen kontrolliert und die Fahrtgeschwindigkeit nach Lust und Laune anpasst – denn es gab weder Baustelle, noch Unfall, noch sonstige Verkehrshindernisse, die die variierenden Geschwindigkeitsbeschränkungen erklärt hätten. So passte ich also die Fahrgeschwindigkeit der Lust und Laune von Urs oder Jürg an und plötzlich: rotes Kreuz auf der Digitalanzeige über der linken Fahrbahn. Sie war gesperrt. Urs oder Jürg hat wohl einen neuen Knopf gefunden, den er nun gedrückt hat, mit dem er die Fahrbahn über mehrere Kilometer hinweg sperrte. Jetzt übertreibt er aber wirklich, dachte ich mir. Schon wieder keine Baustelle, kein Bauarbeiter in Sicht, kein Unfall, kein verständlicher Grund für die Sperre. Ich saß also am Lenkrad, gelenkt von der Lust und Laune von Urs-Jürg und dachte mir: das wäre doch etwas für den Basti. Er hat doch gerade eine Ampel eingeführt. Aber der Basti ist ein Schlauer, der will doch nicht einfach von grün auf gelb auf rot schalten. Erstens sind da zwei Farben dabei, die ihm nicht stehen, und außerdem ist das zu einfach, zu verständlich. Und die Österreicherinnen und Österreicher und der Rest, der in Österreich wohnt, die wären gar verwirrt, bedeutet grün doch Freiheit, freie Fahrt.

Beim Herrn Wolf hast ganz klar gesagt: Du möchtest, dass sich die Bevölkerung nicht verwirren lässt vom Ampelsystem. Ampeln kennen alle, deren Bedeutung lernt man schon im Kindergarten und ist universal. Österreich wird somit bunter, zumindest ein bisschen und alles wird gut. Spätestens im Sommer 2021. ABER, die Maßnahmen, die kannst trotzdem für ganz Österreich umsetzen – egal auf welcher Farbstufe die jeweilige Region sich gerade befindet. Dann ist alles klar. Oder? Ampel schalten, aber ohne offensichtlichen Sinn – das funktioniert in der Schweiz, warum also nicht auch bei uns. Da du in diesem System die unterschiedlichen Farben der Ampel sowieso ignorierst, könntest gleich eine klitzekleine Änderung vornehmen: mach einfach eine Ampel, die nur EIN Licht hat, ein türkises. Das Motto der Regierung scheint sowieso: Ich mache mir Österreich widdewiddewitt es mir gefällt – warum nicht auch die Ampel! Stell dir das vor. Dann könnte man durch Österreich fahren und eine türkise Welle haben. Von Wellen redest auch immer – es wäre also eine runde Angelegenheit.

Der Herr Wolf wollte im letzten Gespräch mit dir auch noch schlau sein und dir sagen, dass die Aussagen des gsunden Rudi deinen widersprechen. Dass ihr euch nicht einig seid, wenn es um die Ampel geht. Da hast ihn gleich korrigiert. Hast ihn daran erinnert, dass das ZIB2 Team die vielleicht wichtigste Aussage vom Rudi einfach nicht ausgestrahlt hat. Du hast ihn erinnert, dass Rudi gesagt hat: „Sebastian Kurz hat recht.“ Das solltest dir als GIF aufbereiten lassen oder als Klingelton speichern. Stell dir vor, du sitzt mit anderen Staatsoberhäuptern zusammen und dein Telefon klingelt: „Sebastian Kurz hat recht. Sebastian Kurz hat recht.“ Also ich würd nicht gleich abnehmen, den Anrufer ein bisschen warten lassen und das Klingeln genießen. Wer weiß, wie lange das der Rudi noch öffentlich sagt.

Das Licht siehst du immer noch, lieber Basti, das Licht am Ende des Tunnels. Aber zuerst heißt es: auf der türkisen Welle reiten und die Bevölkerung (nicht?) verwirren.

Wie reden wir miteinander?

Besuche, Sitzungen, persönliche Treffen jeglicher Art waren abgesagt, untersagt. Wir lebten in unseren vier Wänden, mit oder ohne Erweiterung des Wohnbereichs auf den Balkon oder in den Garten hinaus. Was macht das mit uns? Wie können wir miteinander reden? In Kontakt bleiben? Das Persönliche nicht verlieren?

Eine Verabredung mit der Nachbarin. Jede bringt ihre eigene Tasse Kaffee mit, man sitzt auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Eine auf der Gartenbank, die andere auf der Mauer vor dem Nachbarshaus direkt vis-a-vis. Es ist eine nicht sehr stark befahrene Straße, ein Gespräch sollte möglich sein. Die Konversation ist weder sehr persönlich, noch sehr detailliert. Das gesprochene Wort lauter als normalerweise, weil man sich sonst nicht hört, nicht alles versteht. Immer wieder fährt ein Auto vorbei und nimmt einen halben Satz mit. Es wird erneut angesetzt und „bbbbrrrrm“ kommt das nächste Motor-betriebene Fahrzeug. Schön, sich mal zu sehen, aber ist das gute Kommunikation unter Freunden?

Sitzungen, Besprechungen, Meetings… Berufliche Gespräche laufen vermehrt über Email und Telefon. Videokonferenzen sind en vogue, die Aktien einzelner Anbieter der entsprechenden Apps steigen rasant. Viele Termine können so ersetzt werden, am selben Ort anwesend zu sein ist dank Technik wirklich nicht immer nötig. Für bestimmte Dinge muss man aber in einem Sitzungssaal sitzen, in einem Besprechungszimmer besprechen, dem Gesprächspartner in die Augen schauen – ohne Bildschirm als Filter. Manchmal kann das Gespräch nur in Fahrt kommen, können sich die Diskussion nur entfalten, können Emotionen nur wahrgenommen werden, wenn man sich im gleichen Raum befindet. Wie viele Videokonferenzen vertragen wir?

Die Jugend…die ist zu Hause in der digitalen Kommunikation. Die Erwachsenen können viel von den jungen Menschen lernen. Oder könnten? Ist das ein Problem? Dass die Jugendlichen mehr wissen als sie? Vorher hat man sich beklagt, dass die Jugend zu viel am Handy ist, hat Apps installiert, damit man das kontrollieren kann. Jetzt beklagt man sich, dass die Lehrer die Kinder nicht dazu motivieren, sich mehr in der digitalen Welt zu bewegen – Videochats, online Unterricht, Lernapps. Alles ist möglich. Was ist richtig? Was ist wichtig? Wie viel davon?

In der Abwesenheit von persönlichen Treffen gewinnt das WIE der Kommunikation enorm an Bedeutung. Die Stimmlage, der Tonfall, die Gestik, die Mimik und ja, auch die Kleidung müssen anders eingesetzt werden. Anweisungen der Vorgesetzten per Email, Feedback von Lehrer*innen, Kommentare an Freund*innen. All das klingt in 3 Wörtern auf whatsapp oder in vier Sätzen in einem Email ganz anders, als wenn es dem Gegenüber persönlich gesagt, bei Bedarf im letzten Moment noch anders betont und ergänzt wird. Das Internet wird mit Memes und Kurzvideos vollgestopft – auch eine Form der Kommunikation und ein wenig Humor trägt zur allgemeinen Klimaverbesserung bei. (Auch wenn wir übers Klima gerade nicht reden…)

Der Nachbarskaffee ist inzwischen wieder „normal“ durchführbar, solange die Kaffeespenderin nicht in die Tasse des Gastes spuckt oder sie zur Begrüßung umarmt. Der Verkehr wird keine Sätze mehr schlucken. Die Kaffeetrinker*innen werden sich eventuell am Getränk verschlucken, weil sie nun wieder alles hören und das meiste verstehen.

Geschäftsreisen werden noch länger auf minimalem Niveau gehalten werden, Videokonferenzen, weiterhin in Unterhosen möglich sein. Das wünschen wir der Umwelt, unserer Umwelt. Der unteren Körperhälfte tut ein wenig frische Luft hin und wieder eh auch gut.

Und die Jugend? Kopiervorlagen (teils aus anderen Jahrhunderten) werden in der Schule und zu Hause als solides Bildungsmaterial gesehen und uns wohl erhalten bleiben. Von den Kindern könnten wir viel lernen. Das Klassenzimmer, den Unterricht, die Bildung etwas modernisieren, Altes überdenken, Neues einführen, Gutes behalten, ohne dass dadurch ein Virus der anderen Art in den Schulen und zu Hause Einzug nimmt.

Wie reden wir miteinander? Wie werden wir in Zukunft miteinander reden? Haben wir etwas vom Persönlichen verloren? Hauptsache ist, dass wir miteinander reden.

Und irgendwann umarmen wir uns wieder!

von der Auferstehung

Basti, hab ich gesagt, deine Österreicherinnen und Österreicher kehren langsam aus dem Urlaub zurück, weil du ihnen versprochen hast, dass die Schule bald wieder beginnen wird. Manche müssen an den Grenzen ein bissi warten, aber die meisten waren eh brav in den Bergen, am Strom oder im Dom. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für eine Motivationsrede. Gib ihnen mit vielen Worten wenig Inhalt, deck trotzdem die wichtigsten Themen ab. Das wären Wirtschaftsstandort stärken, Arbeitsplätze kreieren, Investition in Bildung und Digitalisierung, gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Red‘ über Kinder und die Alten. Versprich nichts, erwähne keine Deadlines und sag nichts, das als nicht ganz gesetzeskonform interpretiert werden könnte  – das funktionierte einmal. Ein zweites Mal solltest diese Karte lieber nicht spielen.

Und so kann das Ganze funktionieren…

Sag ihnen, dass der nächste Sommer normal werden kann. Normal ist schließlich Definitionssache: Für manche ist es normal, auf Ibiza Koks zu konsumieren, für andere ist es ein Urlaub an einem Österreichischen See, ganz nach dem Wunsch der Herzallerliebsten. Krankenhauspersonal trägt Sommer und Winter Masken, das ist für sie völlig normal, und manche, wenn auch eine kleine Minderheit, meidet es, unter Menschen zu gehen und liebt Quarantäne. Somit wird der nächste Sommer in irgendeiner Form für irgendjemanden bestimmt normal.

Sag ihnen, dass Maßnahmen verschärft werden, wenn die Zahlen steigen, dass sie gelockert werden, wenn die Zahlen sinken. Machen die anderen Länder auch, auf die kannst im Notfall verweisen.

Sag ihnen, dass du in den nächsten Jahren 100 000 Menschen in Zukunftsbranchen vermitteln und somit neue Arbeitsplätze schaffen wirst. Bevor der Pandemie hatten wir 330 000 Arbeitslose, am Höhepunkt 590 000, jetzt 420 000. Die Zahl wird noch einmal steigen und dann, wenn es beginnt wieder besser zu werden, dann beginnst zu zählen, die Arbeitsplätze, die du höchst persönlich schaffst, für dein Volk. In den nächsten Jahren – das gibt dir ein wenig Spielraum.

Sag ihnen, dass sie regionaler einkaufen und essen sollen. Mit dem Beisatz, dass dies schließlich gesund ist. Du wirst dafür sorgen, dass auch in den öffentlichen Kantinen vermehrt regional eingekauft wird. Irgendwann. Wenn die Österreicherinnen und Österreicher den regionalen Einkauf um 20% erhöht haben werden dann – schwups – schon wieder 50 000 Jobs kreiert. Guter Schachzug – denn dann sind sie selbst dafür verantwortlich und du kannst abwarten und regionalen Tee trinken. Dein Job ist ja im Moment noch sicher. Immer war er das nicht – kauf  vielleicht lieber auch regional ein!

Sag ihnen, dass eine Million Schüler*innen schlagartig im Home Schooling waren. Und dass Eltern zu Lehrern wurden. Dass es hauptsächlich LehrerINNEN waren, die das Home Schooling geschmissen haben, das ist doch selbstverständlich, musst nicht gendern. 7% der Schüler*innen konnten im Home Schooling von den Schulen fast gar nicht erreicht werden – das ist eine brauchbare Statistik. Sag ihnen, dass du alles in deiner Macht stehende tun wirst, dass in Zukunft kein einziges Kind zurück bleiben wird. Nicht eines. Keines. Den Begriff Zukunft dabei lieber nicht zeitlich definieren.

Sag ihnen, dass du die älteren Menschen und deren Einsamkeit, die in der Krise deutlich verstärkt wurde, wortwörtlich am Schirm hast, denn es wird innovative Konzepte und digitale Lösungen geben, mit denen du sie schützen, ihnen gleichzeitig ein Maximum an sozialen Kontakten ermöglichen wirst. Konzepte und Möglichkeiten – immer gut.

Öffentlich kannst auch gerne sagen, dass Österreich aufgrund internationaler Beziehungen so schnell und vor allem richtig reagiert hat, dass unser Land und vor allem auch Du vom Austausch mit anderen Staaten gelernt und profitiert hast und das in Zukunft forcieren möchtest und wirst. Ich weiß, dass du weißt, dass es UNSER Austausch war, der dich gestärkt hat, dass es unser Austausch war, der dich richtig handeln ließ. Aber das bleibt unter uns.

Allem voran sag ihnen, dass du an die Auferstehung glaubst, die Auferstehung der Wirtschaft. Dass du als so junger Kanzler das Leben selbst repräsentierst und wenn sie an dich glauben, dann werden sie das Licht am Ende des Tunnels sehen. Amen.

die wichtigste Aufgabe des Tages

„Heute habe ich fast die wichtigste Aufgabe des Tages vergessen“, sagt Gerda, als sie ins Auto einsteigt. Sie fahren gemeinsam zu Annemarie, wo diese Woche der Montagskaffee stattfindet. Alle vierzehn Tage trifft man – bzw Frau – sich bei einer der Schwestern zu Hause. Nur Bertram, der ledige Bruder, gesellt sich manchmal zu ihnen. Dem macht das nichts aus. Er neckt sie ein bisschen, genau wie früher, und bringt Neuigkeiten aus seinem Umfeld mit in die Runde. „Ich hätte fast vergessen, das Bett zu machen! Das wäre Fritz gar nicht recht. Zum Glück war er noch beim Frühschoppen, als ich es bemerkt habe.“, ergänzt Gerda.

Der Montagskaffee ist bereits in vollem Schwung als Rosi eintrudelt. Zu spät, wie immer. „Hubert hat heute einen längeren Mittagsschlaf gemacht. Ich musste noch warten, bis er aufwacht, damit ich ihm den Nachmittagskaffee aufsetzen und bringen konnte, bevor er zum Kartenspiel geht.“ Als sie sich an den Tisch setzt und nun selbst einen Kaffee serviert bekommt, werden aktuelle Neuigkeiten besprochen. „Habt ihr schon gelesen, wer gestorben ist?“ Die Frage wird wiederholt, da alle Anwesenden nicht mehr gut hören, auch wenn sie ihren Männern hörig sind. In ihrem Alter als erstes die aktuellen Todesanzeigen durchzugehen ist eine interessante Strategie. Zeile für Zeile werden sie auseinandergenommen, sie bieten ausgiebigen Gesprächsstoff. Bis Berta das Thema wechselt – vom Blumenschmuck bei der letzten Beerdigung kommt sie auf den Blumenladen zu sprechen, der auch ein Café ist. „Das Café ist jeden Vormittag voller junger Frauen. Ich konnte es kaum glauben, als ich vor kurzem einen Blumenstrauß gekauft habe. Also früher, da mussten wir arbeiten. Und kochen. Mein Seppl hätte nicht gewollt, dass ich ganze Vormittage im Café verbringe.“ Keine stellt die Aussage in Frage, alle stimmen zu und überlegen schweigend, wie diese Frauen es schaffen, ihrem Mann trotzdem, pünktlich um 12Uhr, eine warme Mahlzeit zu servieren.

Und schon ist es 17 Uhr. Zufrieden, dem Alltag zwei Stunden lang entflohen zu sein, sagt Rosi sie müsse gehen. Hubert komme gleich vom Kartenspielen heim und habe dann Hunger. Er esse gerne pünktlich vor den Regionalnachrichten. Gerda kehrt zurück zu ihrem Hubert, dem sie zeitgerecht das Bett aufschlagen wird, bevor er sich zur Ruhe legt. Dann wird sie seine Kleidung für den nächsten Tag vorbereiten, und mit dem Hinlegen der Socken und Unterhosen die To-Do-Liste für den heutigen Tag erfolgreich abschließen. Sie wird noch 3 Vater-Unser beten, damit sie am morgigen Tag die wichtigste Aufgabe des Tages nicht wieder fast vergisst.

Playmobilfrisur vs Playmobilhirn

Basti, hab ich gesagt, wolltest eigentlich in Österreich urlauben. So wie es allen Österreicherinnen und Österreichern und allen, die hier leben, durch unendliche Werbeschaltungen ans Herz gelegt wird. So viele Bilder von Bergen und Bächen und Wiesen und Kindern in Tracht. Aber dann hattest doch Fernweh und da hab ich dir an kurzen Städtetrip empfohlen, zu den Europäern. Da findest bestimmt neue Sparefrohs, wie du doch auch einer bist, hab ich gesagt. Hast bald gemerkt, dass mit Politikern mit Schlafmangel nicht gut Fotos machen ist, mit Franzosen in schicken Anzügen und deren deutschen Gspusis schon gar nicht. Vorgefertigte Vorschläge wollten‘s dir auf den Tisch legen zum Unterschreiben, aber auf dem Foto wolltens dich nicht. Mit der Angi wollte er allein sein, der Franzose. Hast gut gemacht, das mit dem Foto-Bombing. G’merkt hat er es schon, der Emmanuel. Aber da war‘s dann schon zu spät. Bravo!

Zu Hause habens währenddessen OHNE dich g‘redet und verhandelt, deine Kolleg*innen. Also hab ich gesagt: Basti, die einen reden ÜBER dich, die anderen OHNE dich. So geht es nicht! Also, geh wieder heim, denn in Österreich bist zumindest der Chef. Verhandeln sollen‘s, Fotos und Ankündigungen, die gibt es erst, wenn’d wieder vor Ort bist. Aber lass sie a wengerl warten auf dich, um ihnen zu zeigen, wer die Zügel in der Hand hat. Sag ihnen, dass’d am Sonntag kommst. Dann am Montag. Dann am Dienstag. Sehnsucht sollen’s haben. Nach deiner Rückkehr. Nach dir. Nach Masken(-News).

Der eine mag im Moment beliebter sein als du, aber bei der Pressekonferenz warst wieder der Fescheste. Sogar der Sex-Kolumnistin vom Falter bist aufgefallen, die hat deine Frisur bewundert, hat sie Playmobilfrisur genannt. Gibt Schlimmeres als Kommentare über eine Spielzeugfigur, die weltweit in so vielen Haushalten zugegen ist. Denk dir nur wie viele jetzt an dich denken müssen, wenn ihre Kinder mit diesen Figuren spielen. Bei der Frisur hat es sich also durchaus rentiert, nicht zu sparen! Und sind wir ehrlich: Lieber die Frisur einer Playmobilfigur, als deren leeren Kopf. Denn der ist tatsächlich hohl.

Kaum bist daheim stellen diese Journalist*innen auch schon wieder Fragen und basieren sie auf dem, was in einem Blatt wie „Die Zeit“ geschrieben steht. Was sind denn das für Methoden? Haben dich die Fragen im Fernsehinterview an die Playmobilfiguren und deren hohle Köpfe erinnert. Hast dich gefragt, ob sie auch eine Playmobilfigur ist, die Journalistin. Da hast du das Ganze mal umgedreht und ihr eine Frage gestellt. Eine Frage nach der Anwesenheit ihres Hirns. Rhetorisch nicht ganz so g’schickt wie sonst, muss man sagen, lieber Basti.

Aber, dank diesem Ausrutscher hast es geschafft, dass das Wort „Hirn“ die österreichischen Twitter-Charts anführte. Vorher waren es die Wurstsemmerln. Wollen wir für Wurstsemmerl oder fürs Hirn bekannt sein, wir Österreicher*innen? Wenn es dich mal nervt, dass dieses Video mit der rhetorisch nicht ganz perfekt gestellten Frage durch die Sozialen Medien kursiert, dann lass die Aufzeichnung shreddern. Da kennst doch wen, der wen kennt…