Für gabriele fühlt sich das, was gerade passiert, an wie ein Gesellschaftsspiel oder etwas, das man vielleicht von der Bühne kennt. Grundsätzlich mag gabriele Spiele, v.a. auch die Bühne. Gerade im Moment hat man Lust auf Kunst und Kultur, sollte diese auch fördern. Allerdings kann sie das, was gerade aufgeführt wird, noch nicht ganz einordnen. An welches Spiel oder Stück erinnert es sie nur?
Ist es eine Art Monopoly? Ein Brettspiel, bei dem man auch einmal Strafen zahlen muss, wenn man die entsprechende Karte zieht? Außer man hat eine „get out of jail“ Karte und kann sich frei kaufen. In der aktuellen Situation braucht man keine „get out of jail“ Karte, wenn man z.B. Politiker mit einem Faible für Stage Diving ist. In der aktuellen Situation kann man, als Politiker, offiziell auch die Strategie „Koste es was es wolle“ verfolgen. Damit kauft man sich keine Straßen, wie bei Monopoly, aber vielleicht glaubt man, dass man damit ganze Straßenzüge an Wählerstimmen „kaufen“ kann. Die Spielfiguren passen eigentlich auch ganz gut ins Bild. Der mit dem Zylinder macht die Ansage, das Hündchen steht an seiner Seite. Es wiederholt brav, was das Herrchen sagt. Wie es junge Hunde so an sich haben, rennt es dabei ein paar Kurven, kommt aber am Ende brav zum Herrchen zurück. Mag ja nicht alleine gelassen werden. Das Bügeleisen – naja, Wogen glatt bügeln. Noch ist nicht ganz klar, wer bügelt. Der Zylinder mal nicht. Die Herren sind wohl eher traditionell und warten auf eine Frau, um diese Rolle zu übernehmen. Einer hat die Schubkarre und räumt am Schluss den Dreck weg. Oder den Fingerhut, die dicke Haut, an der alles abprallt. Das Boot mit den Menschen drinnen, das passt grad nicht ins Bild, weil doch alle eine Spielfigur haben. In der nächsten Runde überlegen sie es sich. Vielleicht.
Oder spielt es sich auf der Bühne ab? Erst unlängst hat gabriele das Stück „Endspiel“ von Samuel Beckett gesehen, in dem der erste Satz: „Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende.“ lautet. Das ist doch in etwa die Zusammenfassung von all dem, was der Kanzler in den letzten Monaten gesagt hat. Wenn es nicht Beckett ist, dann vielleicht ein Kasperltheater? Laut Wiki wird in (Ost-) Österreich und Süddeutschland „Kasperltheater“ abschätzig als unseriöses, peinliches, unprofessionelles, inkompetentes Verhalten im Kollektiv bezeichnet. Na, wenn es auf Wiki steht…
Es könnte ja auch eine Freilichtbühne sein, wäre eh ganz angebracht, da dürfen mehr zuschauen kommen. Wenn jetzt nicht gerade Allerheiligen sondern Ostern anstehen würde, dann könnten es die Passionsspiele sein. Denn einen Darsteller, der gerne Messias spielt, hätten wir schon!? Oder ist es eher der Fasching, mit dem Prinzen und seinen Lakaien?
Ist es Spiel des Lebens? Oder des Sterbens, wie es der Kanzler bereits Ende März angekündigt hat? Bei diesem Spiel geht es unter anderem darum, im Laufe des Lebens (also bis zum Ende des Spiels) möglichst viel Kapital angehäuft zu haben (check – berechtigter Weise gutes Einkommen), Status- Symbole zu sammeln, wie z. B. ein Auto zu besitzen (Geilomobil, check), zum Bundeskanzler gewählt worden zu sein (check) oder einen Bestseller verfasst zu haben (ok, Bücher hat er nicht selbst geschrieben, aber Bücher über den Basti gibt es schon viele). Es ist länger her, seit gabriele dieses Spiel gespielt hat. In ihrer Erinnerung geht es beim Spiel weniger um die Gesellschaft, mehr um einen selbst, seine Karriere, sein Vermögen. Interessant.
Das Gefühl, nahe, aber noch nicht ganz bei der Lösung angelangt zu sein, ließ gabriele nicht los. Und dann, beim Lesen der Tageszeitung, stand die Lösung nicht schwarz auf weiß, sondern schwarz auf lachs vor ihren Augen. Das Corona-Quartett! Basti, Werner, Karl und Rudi stehen für die vier Teams. Die Kategorien, anhand derer verglichen und getauscht wird, basieren auf deren Kommunikation und lauten:
- Eigenlob (Darstellung als Retter in der Not)
- Vergleiche mit anderen Nationen oder Abdriften ins Nationalistische
- Sonstige Angstmache oder Drohung mit Worst-Case-Szenarien
- Irreführende Statements zu verordneten Maßnahmen
- Rhetorische Stilmittel wie Metaphern, Floskeln, Klischees etc*
Wer sich selbst besser loben kann, der gewinnt, wer mehr Angst machen kann, auch. Als kleine Änderung im Vergleich zum Originalspiel könnte man noch den schwarzen Peter einführen. Die Karte, die niemand will.
Weihnachten steht vor der Tür, die Menschen werden recht viel daheim sein. Da wird das neue Gesellschaftsspiel, das man auch zu zweit spielen kann, ganz bestimmt der Renner!
Eine Frage hat gabriele aber noch: Werden sich die Spielregeln auch ständig ändern, wie dies in der Realität der Fall ist? Dann wird das Spiel eher kompliziert. Da gabriele von Grund auf eine positive Einstellung hat, glaubt sie ganz fest: die nächste Pressekonferenz mit neuen Spielregeln kommt bestimmt!