Lieber Gernot! Gerni!
Der Basti meinte, du könntest etwas Hilfe brauchen, jetzt wo doch diese Wien-Wahl vor der Tür steht. Na, wenn der Basti so lieb fragt, dann kann ich fast nicht anders. Familie ist schließlich Familie – und die gehört zu jenen christlich-sozialen Werten, für die die Türkisen stehen, oder? Also, lass dir helfen, Gernot! Stehst zwischen zwei Stühlen? Jenem im Finanzministerium und jenem im Rathaus?
Auch wenn es mir schwerfällt, eine tolle junge Frau wie Pippi Langstrumpf im selben Satz wie dich und deine Partei zu erwähnen, so frage ich mich doch, ob nicht einige ihrer Philosophien in eurer Partei und in deinem Berufsalltag wieder zu finden sind. Die Partei scheint sich Österreich widdewiddewitt es ihr gefällt zu machen und du, du scheinst bei der guten Pippi das Rechnen gelernt zu haben. Auch bei dir macht zwei mal drei vier und drei dazu dann Neune. Du reitest zwar nicht auf einem weißen Pferd mit schwarzen Punkten durch die Stadt, vielmehr hast du einen weißen Traktor mit türkisen Ballons. Kleiner Tipp: In Wien wäre ein weißes Pferd eventuell angebrachter als ein Traktor, auch wenn der mehr PS hat. Die Pippi isst auch oft kuriose Dinge, das wäre dann eine weitere Gemeinsamkeit …. Wen du als Äffchen, das um dich herumtanzt, bezeichnen möchtest, das überlass ich dir.
Finanzministerium oder Rathaus. Beides nicht schlecht. In beiden gibt es regelmäßige Fotoshootings und Pressetermine. Aber, mein Lieber, ich tendiere zum Rathaus! Stell dir vor, du fährst nach gewonnener Wahl mit deinem Nobel-Traktor vom Finanzministerium zum Rathaus. Die Auszählung der Stimmen lässt zur Sicherheit lieber die anderen erledigen – das Pippische Zahlensystem wäre hier eher hinderlich. Während die anderen am Auszählen sind kannst deine Frisur noch einmal mit etwas Gel aufzufrischen. Auch gut. Im Rathaus ziehst als „nicht amtsführender Stadtrat“ ein, dann kannst ehrlich gesagt nichts kapput machen und hast genug Zeit, Kebabstände zu prüfen. Und hin und wieder so ein kurioses Ding essen, eben wie die Pippi mit ihrer ungewöhnlichen Diät. Oder du kannst gemeinsam mit Basti bis 20.30 Uhr bei seinem Freund Ho abhängen. Da soll‘s auch recht nett sein, vor allem, wenn der erste Schnee fällt. Länger als 20.30 Uhr geht leider nicht, denn dann geht der Ho ins Bett. Und wenn der Ho ins Bett geht, dann ist aus mit der Party. Außerdem seit ihr dann Corona-konform und der Basti bekommt nicht schon wieder schlechte Schlagzeilen wie damals in diesem äußersten Eck von Vorarlberg.
Deinen Laptop, falls du einen hast (kann mich grad nicht mehr erinnern), den kannst im Finanzministerium lassen. Vielleicht kann man ihn dort brauchen, sonst spenden sie ihn an irgendeine Schule oder noch besser, shreddern ihn. Im Rathaus brauchst sicher (auch) keinen.
Ein Bedenken habe ich allerdings: Obwohl der HC behauptet, in Wien zu wohnen (die Mama ist sich nicht so sicher, aber das ist eine andere Geschichte) wurde Wien auch heuer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Jetzt hast du gesagt, dass du und der Basti, dass ihr zwei euch um EURE Stadt kümmern wollts. Ob ihr zwei das Ranking nicht verschlechtern werdet, die Lebensqualität senken? Wenn die den Titel der lebenswertesten Stadt verlieren, die stolzen Wiener, dann wärst sicher du Schuld dran. Weißt ja, wie sie sand, die Wiener.
Und trotzdem, Gerni, leg‘ ich dir das Rathaus ans Herz, inklusive Mittagstisch in der Kebab-Bude. Da machst dann gleich einen Deutschtest mit den Inhabern, um zu sehen, ob sie eine Gemeindewohnung verdient haben. Es bleibt spannend und eventuell auch blümerant!