Lieber Basti, hab ich gesagt. Erst kürzlich bin ich auf der Schweizer Autobahn gefahren als ich eine Eingebung hatte. Theoretisch darf man auf der Schweizer Autobahn 120km/h fahren, gäbe es nicht die Baustellen. Gäbe es nicht Urs. Oder heißt er Jürg? Die Arbeiter, die sich um den Zustand der Schweizer Straßen kümmern, brauchen sich auf jeden Fall keine Sorge um ihren Arbeitsplatz machen, denn Baustellen gibt es dort IMMER. Neben den ständigen Baustellen haben die Schweizer, wie wir Österreicher nun auch, ihr eigenes Ampelsystem und das sogar auf der Autobahn. Ein grüner Pfeil nach unten bedeutet, dass die Fahrbahn offen ist, ein rotes Kreuz bedeutet: Fahrbahn ist geschlossen. Das ist nicht so ungewöhnlich. Was ungewöhnlich ist, ist die Schaltung dieser Ampeln.
So fuhr ich also, im Wechsel 120km/h, 80km/h, 100km/h, 80km/h, 120km/h, 80km/h, 100km/h, 80km/h und fragte mich, ob in irgendeiner Abteilung des Straßenbauamtes ein Urs oder ein Jürg sitzt und sich einen Scherz erlaubt. Ein Urs oder ein Jürg, der die digitalen Anzeigen kontrolliert und die Fahrtgeschwindigkeit nach Lust und Laune anpasst – denn es gab weder Baustelle, noch Unfall, noch sonstige Verkehrshindernisse, die die variierenden Geschwindigkeitsbeschränkungen erklärt hätten. So passte ich also die Fahrgeschwindigkeit der Lust und Laune von Urs oder Jürg an und plötzlich: rotes Kreuz auf der Digitalanzeige über der linken Fahrbahn. Sie war gesperrt. Urs oder Jürg hat wohl einen neuen Knopf gefunden, den er nun gedrückt hat, mit dem er die Fahrbahn über mehrere Kilometer hinweg sperrte. Jetzt übertreibt er aber wirklich, dachte ich mir. Schon wieder keine Baustelle, kein Bauarbeiter in Sicht, kein Unfall, kein verständlicher Grund für die Sperre. Ich saß also am Lenkrad, gelenkt von der Lust und Laune von Urs-Jürg und dachte mir: das wäre doch etwas für den Basti. Er hat doch gerade eine Ampel eingeführt. Aber der Basti ist ein Schlauer, der will doch nicht einfach von grün auf gelb auf rot schalten. Erstens sind da zwei Farben dabei, die ihm nicht stehen, und außerdem ist das zu einfach, zu verständlich. Und die Österreicherinnen und Österreicher und der Rest, der in Österreich wohnt, die wären gar verwirrt, bedeutet grün doch Freiheit, freie Fahrt.
Beim Herrn Wolf hast ganz klar gesagt: Du möchtest, dass sich die Bevölkerung nicht verwirren lässt vom Ampelsystem. Ampeln kennen alle, deren Bedeutung lernt man schon im Kindergarten und ist universal. Österreich wird somit bunter, zumindest ein bisschen und alles wird gut. Spätestens im Sommer 2021. ABER, die Maßnahmen, die kannst trotzdem für ganz Österreich umsetzen – egal auf welcher Farbstufe die jeweilige Region sich gerade befindet. Dann ist alles klar. Oder? Ampel schalten, aber ohne offensichtlichen Sinn – das funktioniert in der Schweiz, warum also nicht auch bei uns. Da du in diesem System die unterschiedlichen Farben der Ampel sowieso ignorierst, könntest gleich eine klitzekleine Änderung vornehmen: mach einfach eine Ampel, die nur EIN Licht hat, ein türkises. Das Motto der Regierung scheint sowieso: Ich mache mir Österreich widdewiddewitt es mir gefällt – warum nicht auch die Ampel! Stell dir das vor. Dann könnte man durch Österreich fahren und eine türkise Welle haben. Von Wellen redest auch immer – es wäre also eine runde Angelegenheit.
Der Herr Wolf wollte im letzten Gespräch mit dir auch noch schlau sein und dir sagen, dass die Aussagen des gsunden Rudi deinen widersprechen. Dass ihr euch nicht einig seid, wenn es um die Ampel geht. Da hast ihn gleich korrigiert. Hast ihn daran erinnert, dass das ZIB2 Team die vielleicht wichtigste Aussage vom Rudi einfach nicht ausgestrahlt hat. Du hast ihn erinnert, dass Rudi gesagt hat: „Sebastian Kurz hat recht.“ Das solltest dir als GIF aufbereiten lassen oder als Klingelton speichern. Stell dir vor, du sitzt mit anderen Staatsoberhäuptern zusammen und dein Telefon klingelt: „Sebastian Kurz hat recht. Sebastian Kurz hat recht.“ Also ich würd nicht gleich abnehmen, den Anrufer ein bisschen warten lassen und das Klingeln genießen. Wer weiß, wie lange das der Rudi noch öffentlich sagt.
Das Licht siehst du immer noch, lieber Basti, das Licht am Ende des Tunnels. Aber zuerst heißt es: auf der türkisen Welle reiten und die Bevölkerung (nicht?) verwirren.