Lieber Florian, du hast mir in deinem Maily geschrieben, dass du mit meinem Basti reden willst. Ein großes Interview machen – das waren deine Worte. Nicht Dick und Doof, sondern Groß und Kle(i)n(k), das könnte der Titel sein (ich weiß, du bist nicht klein, aber wäre halt so ein Wortspiel.). Hast das ganz richtig erkannt, dass du bei mir anklopfen musst, wenn du an den Basti ran willst. Du bist im Moment zum Urlausinsel-Video-Junkie geworden, hast wenig Zeit. Also habe ich beschlossen, dir unter die Arme zu greifen und ein paar Fragen vorzubereiten:
Herr Kurz, Sie sind in einer ländlichen Gegend aufgewachsen, mit einer Großmutter, die vertrieben wurde und geflüchtet ist. Wenn wir die Dinge beim Namen nennen (wie dies in Österreich bei türkischstämmigen Familien gemacht wird, auch nachdem sie seit vielen Generationen in Österreich leben) würden Sie dann sagen, dass Sie einen Migrationshintergrund haben?
Als Sie erst sechs Jahre alt waren, haben Ihre Eltern eine Flüchtlingsfamilie aus dem Jugoslawienkrieg aufgenommen, Sie haben mit den Mädchen gespielt, sind mit ihnen baden gegangen. Haben Sie noch Kontakt zu den Maderln? Wann haben Sie das Bedürfnis verspürt, die Grenzen zuzumachen? Wann haben Sie beschlossen, dass unser Staat vor zu viel Zuwanderung geschützt werden muss?
In Österreich sollen wir Urlaub machen, heißt es jetzt immer und überall. Sie haben in einem Interview auf die Frage nach ihren österreichischen Urlaubsplänen geantwortet: „Wenn’s nach mir geht, am Berg, wenn es nach meiner Freundin geht, am See. Ich schätze einmal, es wird der See werden.“ Egal ob Berg oder See – werden Sie zelten? Könnten Sie sich vorstellen, wenn Urlauben im Ausland nicht mehr so verpönt ist, auch mal im Ausland zu zelten? Auf einer griechischen Insel zum Beispiel? Meeresluft zu schnuppert? Back to the basics und (viel) weniger?
Sie waren in den Ferien viel bei Ihren Großeltern. Ihr Großvater war Bauer. Hat er auch Spargeln angebaut? Haben Sie ihm bei der Ernte helfen dürfen? Mögen Sie Spargel?
Bewegen wir uns in die Gegenwart: SMS Protokolle mit dem HC wollen „sie“. Veröffentlichen wollen „sie“ diese. Im Ernst, Herr Kurz, schreiben Sie wirklich noch SMS? Sind Sie so retro unterwegs, oder was? Für Sie wären Sprachnachrichten doch das richtige Medium. Reden können Sie ja. Oder noch besser: Video-Nachrichten – da können Sie dann auch mit den Händen so herumtun, wie Sie das eben gerne machen. Aber SMS? Menschen in Ihrem Alter würden sagen, dass das ranzig ist. Ist so.
Sie haben einmal gesagt, dass schwarz geil macht. (Was haben Sie eigentlich mit dem Geil-o-Mobil gemacht?) Mögen Sie nicht mehr geil sein? Oder warum sind Sie jetzt türkis? Macht türkis auch geil?
Sie sind momentan der jüngste Bundeskanzler weltweit. Einer der ältesten Staatsoberhäupter der Welt war zuerst populär, dann wurde ihm Intransparenz und Korruption vorgeworfen. So etwas könnte in Österreich, in Ihrer Regierung, nie passieren, oder?
Die Arbeitslosen bekommen jetzt einen Bonus, weil sie es nicht so einfach hatten in letzter Zeit. Wenn sie sich nun zufällig in den von Ihnen frequentierten Friseursalon verirren, dann reicht dieser Bonus nicht einmal für „Waschen und Legen“, geschweige denn für einen Haarschnitt. Dürfen sie den Unterschied zwischen Bonus und tatsächlichem Preis dann anschreiben lassen? Auf Ihren Namen?
Ich frag mich grad, ob Menschen zum Friseur gehen und nach einen Basti-Schnitt fragen, wie das früher mit Justin Timberlake und Jennifer Aniston der Fall war? Wissen Sie, ob das so ist?
Jetzt hab ich noch eine eher persönliche Frage, verzeihen sie. Ich werd‘ ja auch recht oft fotografiert. Da muss die Frisur schon passen. Also ganz so Helmi-artig wie Sie würde ich es mir nicht schneiden lassen, aber würden Sie mir die Nummer von Ihrem Friseur geben?
Man sagt: Hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine Frau. Laut meinem Recherchen scheinen es bei Ihnen gleich zwei zu sein, zwei mit gleichem Namen!? Gabriele & Gabriele. Auf welche hören Sie mehr?
Vielen Dank! Das wird groß!
Das wären gute Fragen für den Basti, die kannst ihm stellen. Er wird sich „anstrengen und seinen Beitrag“ leisten – dafür werde ich sorgen und das hat er schon anno 2017 in seinem Wahlvideo gesagt, während er seiner Oma das Händchen getätschelt hat. Viel Erfolg und nächstes Mal nimmst mich bitte mit zum Gespräch „unter drei“. Sebastian, Florian und meine Wenigkeit, die Gabriele. Das wäre schön!