Basti und die Grenzen

Basti, hab ich gefragt, willst wirklich alle Grenzen zu lassen? Musst schließlich auch ein bisschen aufs Geld schauen. In Vorarlberg, das ist das Zipferl im Westen, gleich nach dem Arlberg, da musst dir das gut überlegen. Den Arlberg kennst aber schon? Der war mal bekannt als Touri-Ort für die Royals aus aller Welt. Die dachten nämlich, dass sie in good old Austria Kängurus streicheln können. Die Tirolerinnen und Tiroler und alle Menschen, die im Tirol wohnen, wollten ihren Gästen doch alles recht machen. Da den Kängurus das kalte Bergklima aber nicht so bekommt, dachten sie an Pinguine. Königspinguine sollten es sein, das wird den Royals gefallen. Der Franz vom Schlepplift kann es mit Tieren recht gut, beim Lift taugt er eh nichts. Wenn sie umfallen, die lieben Pinguine, weil sie den vielen Bergrettungshubschraubern hinterherschauen, dann sagt der Franz einfach: Aufstehen, Krone richten, weitermachen. Auch wenn sie gar keine Kronen tragen, aber das ist eben Franzis Humor.

Aber bevor die Pinguine ankamen hab ich gesagt: Basti, mach die Grenzen zum Tirol zu. Schau mal her: die Tiroler haben das mit dem Virus sicher absichtlich gemacht. Sie sagten nämlich immer schon: was Gott durch einen Berg getrennt hat, das soll der Mensch nicht durch einen Tunnel verbinden. Jetzt sahen sie ihre Chance: bissi Seuche verbreiten und schon ist Vorarlberg vom Rest des Landes abgeschnitten, bald vergessen. In die Hose ist es gegangen, in die Lederhose. Halte die Grenze vom restlichen Österreich nach Vorarlberg offen, aber schneid das Tirol vom Rest der Welt ab. Spüren sollen sie es, diese Tiroler. Solch Inländer-feindliches Verhalten, das tolerieren wir nicht in unserem heiligen Land. Schau auf dich, schau auf mich, #schautaufeinander, weißt eh.

Die im Westen, diese Vorarlberger, die sind recht brauchbar, das musst dir merken. Auch wenn sie komisch daherplaudern, sie haben den Schlüssel zum Geldbeuterl der Schweizer und Lichtensteiner. Naja, die Grenze haben sie und die Schweizer bringen das Geldbeuterl mit. Mit denen darfst es dir nicht verscherzen, mit den Xibergern. Über ihre Grenzen kommen die Fränkli ins Land, und halbe Kälber nehmen sie dann zurück in die Schweiz. Leider nicht die Kälber, die in den Medien waren, das wäre noch ganz praktisch gewesen. Aber die sind leider reisefreudiger, wollen weiter weg.

Nun hast sie zugemacht, die Grenze zu den Fränkli. Ich versteh das schon, das mit dem Zumachen, magst gern unter Deinesgleichen bleiben. Mit der Einstellung hast dir zum Regieren aber auch ein Land mit verdammt vielen Grenzen ausgesucht. In Australien, bei den Kängurus, wärst besser dran gewesen. Da schleicht sich keiner so schnell über die Grenze. Verdammt weit schwimmen müssten’s da, damit sie rein kommen, die nicht Australierinnen und Australier und alle die nicht dort wohnen. Hast da etwa auch was verwechselt, als du dich für den Job beworben hast? Hast den kleinen Unterschied zwischen Austria und Australia leicht übersehen? Kann passieren, sind ja nur drei Buchstaben. Das machen wir schon, Basti, hab ich gesagt. Lass sie zu, die Grenzen. Nur für Schweizer mit und ohne Pferd, für die überlegst es dir nochmal. Kohle soll ins Land fließen, schöne Fotos sollen in den Medien erscheinen. Tier und Kinderfotos kommen immer gut in den Medien. Das tut dem Geldbörserl gut, das tut dem Image als Touri-Land gut. Vielleicht kommens dann wieder, die Royals, auch wenn wir weder Kängurus noch Pinguine haben.