Basti und die Bildung

Basti, hab ich gesagt, das Bildungssystem könntest reformieren. In der Schule warst eh, oder, nur das mit der Uni hat nicht so geklappt. Trotzdem ist was aus dir geworden. Alle reden von fächerübergreifendem Unterricht, aber mit der Umsetzung klappt’s dann meist nicht so ganz. Zeig ihnen wie es geht, den Lehrerinnen und Lehrern, das ist DEINE Chance.

Beginn mit was Leichtem, wo du schon Erfahrung hast: Farbkunde. Guter Move war das, von schwarz auf türkis zu wechseln. Frischer ist es und neben grün sieht das wunderbar aus, voll im Trend. Die anderen Farben kannst eigentlich ausrangieren. Vielleicht das grün dann auch mal, wenn es zu laut wird. Die Künstler werden behaupten, dass Kunst nicht nur aus Farbkunde besteht. Das Theater bietet sich als Ergänzung an. Die Bürgerinnen und Bürger müssen jetzt 24h im eigenen Haushalt zusammenleben, das gibt genug Stoff – von Romanze bis Tatort wird alles dabei sein. Ärzteromane eher nicht. Die sollten ja busy sein, laut deinen Prognosen, die Ärzte. Die ausrangierten Farben gibst den Kindern zum Malen. Am liebsten alle das gleiche Motiv, nur keine Querdenkerei zulassen, klare Angaben machen. Regenbögen sollen sie in die Fenster malen, das kann wohl jeder, dann fühlt sich die LGBT Community gefeiert, kannst ja leise mitfeiern, und voila – Biologie abgehakt. Umweltkunde hast ihnen ermöglicht, weil du sie raus in Wald und Wiese lässt, nicht in den Stadtpark, wo eh alles zugeteert ist. Gut gemacht!

So viele Zahlen und Statistiken wie es im Moment gibt, da haben die Mathematiker grad „the time of their lives“.Verwende ein paar Englische Begriffe und schon haben wir eine lebende Fremdsprache in den Unterricht eingebaut. A tote Spreche brauchen wir keine, Tote werden wir eh viele kennen, hast gesagt. Weitere Fremdsprachen kannst weglassen, die Grenzen sind eh zu. Na und die Experten, die sollen dir Aufsätze schreiben. Nenn es Expertenpapiere oder Erlässe, dann sind sie motivierter. Korrigieren darfst diese Aufsätze jederzeit, das machen Deutschlehrer so, im Notfall komplett neu schreiben lassen. Thema verfehlt nennen sie das dann.

Das Arbeiten mit den Händen soll nicht zu kurz kommen – haha – da könntest noch einen Lacher einholen. Verstehst? Zu KURZ kommen. Im Handarbeiten können sie Masken nähen. Und da wir uns nicht mehr küssen, umarmen oder die Hand geben dürfen, müssen wir neue Begrüßungsrituale finden – somit erziehst du Lösungsfinder*innen. Ein Fall für Soziales Lernen. Aber nicht nur das Begrüßen werden sie lernen, auch mit wem sie überhaupt reden dürfen und können (dank reduzieren der Fremdsprachen). Vielleicht musst die Grenzen auch gar nicht mehr öffnen, wenn alle merken, wie schön wir es doch haben im Land der Söhne und der Töchter. Mit Videokonferenzen und Chatrooms deckst die Neuen Medien ab. Lass sie alles googeln und soziale Netzwerke verwenden, dann gewöhnen sie sich daran, dass sie überwacht werden. Die Einführung der App kannst dann vertiefte Medienkompetenz nennen.

So kannst ihnen zeigen, wie man das Bildungssystem revolutionieren kann – fächerübergreifender Unterricht in einfachen Schritten. Zu bedenken ist, dass bald endlich die Sommerferien kommen und der Lerneffekt im Herbst eventuell dahin ist. Ein schubladisiertes Konzept mehr oder weniger ist aber auch schon egal. Das Schulsystem ist tried and tested, seit Maria Theresia bewährt es sich. Kennst du sie, die Maria? Zu ihrer Zeit gab es noch Frauen an der Spitze. Und weil die Maria arbeiteten wollte, aber auch recht viele Kinder hatte, führte sie die Schulpflicht ein. Sitzordnung und Lehrplan hat sie recht gut hinbekommen, mussten seit damals nicht wirklich geändert werden. Wenn also der von dir vorgelebte fächerübergreifende Unterricht zu innovativ sein sollte für unsere Lehrerinnen und Lehrer, dann machen wir ein paar Jahre weiter, wie es die liebe Maria vorgelebt hat. Das hab ich dem Basti gesagt.